Mittwoch, 5. September 2012

Dretske, Representational Systems

Dretske führt den Begriff der Repräsentation ein, um erklären zu können, wie Gründe als Ursachen für Handlungen fungieren können.
Wenn der menschliche Geist ein repräsentationales System ist, zeigt er an, wie es sich um ein jeweiliges Objekt in der Welt verhält und diese Anzeige kann der Grund für eine Handlung sein.

Dretske unterscheidet drei Arten repräsentationaler Systeme:

Type 1 representational system:
Als Beispiel für diese Systeme nennt Dretske Karten und Diagramme. Deren Elemente haben keine intrinsische repräsentationale Kraft; sie muss dem Gegenstand vielmehr von seinem Designer zugesprochen werden. So wählt der Zeichner einer Karte z.B. ein bestimmtes Symbol fur eine Hauptstadt oder einen Berg.


Type 2 representational systems:
Beispiele für diese Art Systeme sind natürliche Zeichen, wie z.B. Spuren. Sie erhalten ihre Repräsentationsfunktion durch die Art, wie sie objektiv auf den repräsentierten Sachverhalt bezogen sind. Damit ist ihre Bedeutung, im Gegensatz zum Symbol, nicht rein durch Konvention bestimmt. Die Größe und Tiefe einer Spur im Sand sagt bspw. etwas über die Körpergröße und das Gewicht ihres Verursachers aus und diese Information wird nicht erst durch eine Konvention konstituiert. 
Bei diesen ist die Repräsentation nicht bestimmt durch die Bedeutung der Elemente, sondern durch ihre Funktion. Bspw. kann die Oberfläche einer Tankanzeige unterschiedlich gestaltet sein (mit Buchstaben oder Zahlen), dennoch bleibt ihre Funktion, die Füllung des Tanks anzuzeigen, in allen Fällen gleich.
Die Funktion wird wiederum durch die Nutzer des Systems bestimmt. EIne Tankanzeige deutet implizit auch noch weitere Sachverhalte an, aber wir entnehmen ihr nur Informationen über die Befüllung des Tanks. Die Möglichkeit der Fehlfunktion wird wiederum durch die Bestimmung der Funktion festgelegt. 
Bei diesen Systemen ist die Repräsentationsfunktion nur teilweise konventional, weil die Systeme die Disposition zur Repräsentation bereits aufweisen. Sie müssen von Seiten der Benutzer lediglich auf eine bestimmte Weise gebraucht werden und dieser Aspekt ist konventional.

Type 3 representational systems:
Dies sind natürliche Repräsentationssysteme, d.h. sie haben eine intrinsische Anzeigefunktionen. Dretske nennt als Beispiele  die Sinneswahrnehmung und die Funktion bestimmter Organe.
Ihre Funktion ist unabhängig von unserer Zuschreibung. So haben z.B. bestimmte Organismen im Meer inhärente Magneten, die ihnen die Richtung zum Nordpol weisen. Das Wasser in dieser Richtung enthält jedoch auch weniger Sauerstoff und damit weniger Toxide, was zuträglich für das Überleben dieser Bakterien ist. Hier stellt sich natürlich die Frage, welche Repräsentationsfunktion den Magneten zukommt: Sollen sie nur die nördliche Richtung anzeigen oder gleichzeitig auch sauerstoffarmes Wasser? Diese Frage wird kontrovers diskutiert, aber Dretske nimmt an, dass man intrinsische Funktionen eindeutig bestimmen kann.

Natürlich muss Dreske auch erklären können, wie Fehlrepräsentationen bei natürlichen Repräsentationssystemen möglich sind. Denn nach Dretske unterscheidet sich dadurch die Repräsentation von der Indikation; bei letzterer ist keine Fehlanzeige möglich.
Die menschliche Intentionalität zeichnet sich wiederum dadurch aus, dass wir über Sachverhalte nachdenken können, die nicht unmittelbar bestehen. Aus diesem Grund spricht man mentalen Systemen Gehalte zu.

Dretske zeigt nun für die RInge eines Baumes, inwiefernsich repräsentationale Systeme vom Typ 2 und 3 unterscheiden.
Die Ringe können von Botanisten als Anzeige der Regenfallmenge verwendet werden, wenn sich eine systematische Beziehung zwischen Regenfallmenge und Breite der RInge ausmachen lässt. (Typ 2). Es ist aber nicht die intrinsische Funktion der Breite der RInge, über die Regelfallmenge zu informieren.
Fehlrepräsentationen bei einem System vom Typ 2 entstehen, wenn das System die ihm zugeschriebene Funktion nicht erfüllt.
Bei Typ 3 ist eine Fehlrepräsentation schwieriger zu bestimmen: Ihr Bestehen hängt vom Zustand der Welt und der Art der Repräsentation, d.h. welche Funktion sie hat,  ab.

Die Funktion einer Repräsentation ist wiederum eng mit ihrem Gehalt verknüpft: Eine Repräsentation hat den Gehalt "S ist F", wenn das repräsentationale System die Funktion hat, den Sachverhalt S ist F anzuzeigen.
Der Gehalt ist bei Dretske der intensional, das bedeutet, er wird nicht durch den Referenten festgelegt. Wenn ein S die Eigenschaften F&G hat, muss S nach Dretske nicht als G repräsentiert werden.

Hier werden jedoch die Grundlagen für ein zentrales Problem des Repräsentationalismus gelegt: Wenn Gehalte intensional individuiert werden, müssen diese aber nicht mit der jeweiligen Funktion identisch sein. Es stellt sich also die Frage, ob eine Funktionsbestimmung hinreichend für die Bestimmung von intensionalem Gehalt sein kann. Mehr dazu im zweiten Beitrag zu Fodor.



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