Dienstag, 4. September 2012

Fodor, Wisconsin Semantics

In diesem Paper diskutiert Fodor die Grundlagen einer repräsentationalistischen Semantik.
Diese besagt, dass die Gehalte propositionaler Einstellungen (d.h. von Überzeugungen etc.) repräsentational und damit im weitesten Sinne Sachverhalte in der Umwelt anzeigen.
Ist dies der Fall, sind die Einstellungen semantisch bewertbar, d.h. sie können wahr oder falsch sein.

Befürworter dieser Theorie müssen zeigen, wie solche Repräsentationen zustande kommen. Dabei besteht das Ziel darin, Repräsentation naturalistisch zu erklären, d.h. bei der Erklärung sollen keinen intentionalen Termini verwendet werden müssen (siehe EIntrag zu Chisholm).

Eine naturalistische Definition müsste also folgende Struktur haben:
R represents S is true iff C
und C müsste eine nicht-intentionale Relation sein.

Nach Fodor gibt es zwei Möglichkeiten C auszubuchstabieren:
1. C ist eine Ähnlichkeitsrelation
2. C ist eine Kausalrelation

Nach Fodor ist die erste Möglichkeit nicht plausibel, da Ähnlichkeitsrelation symmetrisch sind, während dies für Repräsentationen nicht gilt.
Ähnlichkeit kann nach Fodor die Singularität von Repräsentationen nicht erfassen. Wenn der mentale Gehalt dem repräsentierten Gegenstand nur ähnlich ist, repräsentiert dieser implizit auch alle hinreichend ähnlichen Gegenständen.
Eine solche Erklärung wäre jedoch nicht zulässig, da man erlätuern möchte, warum genau dieser Gegenstand die mentale Repräsentation auslöst.

Kausalrelationen sind nach Fodor wiederum asymmetrische Relationen, denn die Wirkung ist nicht notwendig auch Ursache der Ursache oder dieser ähnlich.
Kausalität kann wiederum die Singularität der Repräsentation plausibel, denn nur ein je spezifischer Gegenstand hat die kausale Wirkkraft eine bestimmte Repräsentation auszulösen, aber dadurch werden nicht gleichzeitig alle seiner Art repräsentiert.
Aufgrunddessen geraten Kausaltheorien jedoch in die Schwierigkeit, Fehlrepräsentationen nicht erklären zu können.

Nach Fodor gibt es zwei Arten von Kausaltheorien:

1. epistemische und
2. rein kausale.

1. Epistemic Access Theory
Ihre These lässt sich folgendermaßen formulieren:

R represents S if you can find out about S from R.

Sie kann wiederum auf einer rein kausalen Theorie aufbauen, hat unabhängig davon jedoch erhebliche Schwierigkeiten.
1. Einwand: Epistemischer Zugang ist nicht hinreichend für Repräsentation.
Man kann z.B. über Barometer etwas über das Wetter erfahren, aber das funktioniert auch umgekehrt. Wenn sich das Wetter so und so gestaltet, kann man die entsprechende WIrkung auf das Barometer abschätzen.
2. Einwand: Die Bedingung ist zu schwach, um Ähnlichkeitsrelationen auszuschließen. Denn durch ein Bild kann man auch etwas über einen hinreichend ähnlichen Doppelgänger erfahren.
Hier können man natürlich erwidern, dass man für ein solches Verstehen relevantes Vorwissen benötigt, was wiederum den Doppelgänger bereits ausschließt. Fodoer entgegnet diesem Einwurf, dass das relevante Vorwissen nur schwierig zu bestimmen sei.
3. Einwand: Symbolische Repräsentationen können keine Fehlrepräsentationen im epistemischen Sinne sein. Da Symbole eine arbiträre Beziehung zur Welt unterhalten, kann man diese nicht geringfügig ändern, um dadurch die richtige Information zu erhalten. Deshalb ist es fraglich, wie man in diesem Zusammenhang von "Fehlrepräsentationen" sprechen kann.
Beispiel: "Tom ist Armenier" ist eine Fehlrepräsentation der Tatsache, dass Tom Schweizer ist. Man kann diese Aussage jedoch nicht einfach geringfügig ändern, damit sie die richtige Information vermittelt, denn man kann von "Armenier" nicht ohne Weiteres auf "Schweizer" schließen. Da Symbole also eine arbitäre Beziehung zur Welt unterhalten, schließen sie die Möglichkeit der Fehlrepräsentation aus.

2. Rein Kausale Theorien
R repräsentiert S, wenn R und S kausal kovariieren.

Probleme für diese Theorien:
Die kausale Kovariation verlangt, dass der Stimulus aktual sein muss, weshalb R nicht falsch sein kann. Somit stellt sich auch hier die Frage, wie Fehlrepräsentationen möglich sein sollen.

Hier kann man einwenden, dass man einfach eine kausale Kovarianz zwischen Typen behaupten kann, wobei manche Token von R eben nicht durch Token von S ausgelöst werden.

Dagegen wendet Fodor ein, dass unter dieser Bedingung S nicht mehr nur R, sondern (R v T) repräsentiert. Das ist das Disjunktionsproblem.

Dretske akzeptiert diese Konsequenz und unterscheidet deshalb zwischen zwei Phasen, um Fehlrepräsentationen erklären zu können. In der Lernphase wird seiner Auffassung nach bestimmt, was R repräsentiert. Wenn R nach der Lernphase wiederum durch T verursacht wird, handelt es sich dabei um eine Fehlrepräsentation.

Gegen diesen Vorschlag bringt Fodor folgende Einwände vor:
1. Die Lernphase kann nicht eindeutig abgegrenzt werden.
2 Die Annahme einer solchen Lernphase ist nicht hilfreich, wenn T hinreichend ist, um R auszulösen. Denn wenn dies möglich ist, muss in der Lernphase nicht die Korrelation von R und S, sondern die von R und (S v T) erlernt worden sein. Damit wäre aber die Beziehung von T und R keine Fehlrepräsentation mehr.

Drestke könnte als Modifikation vorschlagen, dass T durch operantes Konditionieren als Fehlrepräsentation markiert wird.
Dem entgegnet Fodor, dass es sich unter dieser Bedingung nicht mehr um eine naturalistische Erklärung handelt, da der Prozess wesentlich von den intentionalen Zuständen des Lehrers abhängt.

Somit ist die kausale Theorie nach Fodor nicht in der Lage, das Disjunktionsproblem zu lösen. Alternativ könnte man auf teleologische Ansätze zurückgreifen, aber mit diesen beschäftigen wir uns erst im folgenden Eintrag.


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